BNF - Nationales Qualifizierungsprogramm

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BNF und "Ds Lied vo de Bahnhöf"

© Matthias Hirt

Welches wäre ein passendes Bild für BNF (z.B. Werkzeug, Gegenstand, Tier) ?

Mani Matter besingt in seinem "Lied vo de Bahnhöf" das Warten auf einen Zug, der entweder schon abgefahren oder noch nicht angekommen ist. Man weiss nicht, wann der nächste Zug kommt und er rauscht dann so schnell vorbei, dass der Wind immer noch weht, während der Bahnhofsvorstand seinen Hut bereits wieder abgezogen hat.

An einer Haltestelle ohne Anschluss enden kann auch die Arbeit an der Uni in Forschung und Lehre. Die akademische Karriere mit ihren häufig zeitlich beschränkten Anstellungen birgt einige Risiken, denn neben Entdeckungslust, wissenschaftlicher Exzellenz, viel intrinsischem Engagement und einem eigenständigen Forschungsprofil braucht es häufig Glück, um zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Perron zu sein. Obwohl an den Hochschulen vermehrt Tenure-Track-Stellen geschaffen werden, die nach einer Bewährungsphase eine entfristete Position mit einer Professur oder Dozentur bieten, bleibt der Wettbewerb gross. Wer nach dem Doktorat einige Jahre als Postdoc arbeitet, muss frühzeitig die nächsten Karriereschritte planen, sich vernetzen und darauf achten, wissenschaftliche Unabhängigkeit zu erlangen. Hinzu kommt eine nach wie vor hohe Erwartung an die Mobilität und die Notwendigkeit, trotz Familie keine gravierende Einbusse beim wissenschaftlichen Output zu riskieren. Was, wenn es nicht klappt, man sich anders entscheidet, und auch ein Plan B mit einem Umstieg ins Hochschulmanagement oder auf eine ausseruniversitäre Tätigkeit nicht ohne Zwischenstopp funktioniert?

Dann kommt BNF ins Spiel. Die etwas kryptische Abkürzung steht nicht für "Bahnhof" und wurde im Verlauf seiner Geschichte von "Biomedizin, Naturwissenschaft, Forschung " zu "Beraten, Netzwerken, Fördern". Bereits vor 15 Jahren in meiner damaligen Funktion als Geschäftsführer der Mittelbauvereinigung der Uni Bern fand ich das Programm BNF enorm hilfreich und habe im Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen darauf hingewiesen, wenn ein Wiedereinstieg unterstützt werden musste oder der akademische Zug abgefahren war. Seither hat sich BNF stetig weiterentwickelt, wie ich seit einigen Jahren als Mitglied des BNF-Beirats in direktem Austausch erfahren durfte. Viele hunderte BNF-Projekte bezeugen, wie engagiert und professionell gearbeitet wird.

Die Kompetenzen, nach denen der Arbeitsmarkt fragt, sind, wenn sich kein direkter Anschluss findet, nicht immer Teil der Schlüsselqualifikationen, die bis anhin zählten. Oder vielleicht wurden zwar die notwendigen Fähigkeiten erworben, es gelingt aber nicht, sie entsprechend hervorzuheben, um im Bewerbungsverfahren erfolgreich zu sein. Dabei haben Akademikerinnen und Akademiker einiges zu bieten: Organisationsfähigkeit, strukturiertes und konzentriertes Arbeiten über einen langen Zeitraum, zielgerichtete Kommunikation, schnelle Auffassungsgabe und Übung in der Anwendung neuester Techniken gehören zu den Grundanforderungen. Nicht zwingend dazu gehört eine Portion Selbstmarketing – was zwar sympathisch ist und im wissenschaftlichen Kontext häufig weniger erwünscht. Und doch mag die eine oder andere stellensuchende Person hadern, warum es nicht klappt bei der Jobsuche und sich fragen, wann endlich die Chance kommt, um zu zeigen, was man kann.

Damit auch in einer solchen Situation die Reise weiter geht, man den Fahrplan kennt, das passende Gepäck dabei hat und in den richtigen Zug einsteigt – dafür gibt es den Bahnhof BNF.

Matthias Hirt, Dr. phil., BNF-Beirat, Koordination Nachwuchsförderung, Universität Bern